Pensionssystem

Ungleichbehandlung

Ungleichbehandlung der Geschlechter

Es ist kein großes Geheimnis, dass im staatlichen Pensionssystem die Frauen früher in Pension gehen dürfen, obwohl sie länger leben.

Statistik
blau=Beitragszahlungsdauer, orange=Pensionszahlungsdauer. Frauen bekommen doppelt so lang Pension wie Männer, obwohl diese länger einbezahlt haben.

Natürlich sollte es, wenn, dann umgekehrt sein. Aber auch das wäre unfair, weil nicht jede Frau länger lebt als jeder Mann. Ebenso wie sich ein höheres Pensionsalter für Frauen also nicht durch die Lebenserwartung rechtfertigen lässt, lässt sich aber auch ein niedrigeres Pensionsalter nicht durch Schwangerschaft und Kindererziehung rechtfertigen. Diese Rechtfertigung ist absurd, da auch kinderlose Frauen früher in Pension gehen dürfen. Die einzige faire Regelung kann nur ein gleiches Pensionsalter für Männer und Frauen sein.

Private Pensionsversicherungen berücksichtigen dennoch die unterschiedliche Lebenserwartung und auch noch einige andere Faktoren (Raucher...). Hier werden die Kunden in Risikogruppen eingeteilt, und wer einer höheren Risikogruppe angehört, muss mehr zahlen. Versicherungsunternehmen halten nicht viel von Ethik. Ein Staat ist hingegen muss sich an ethischen Grundsätzen orientieren, und dazu gehört die Gleichbehandlung von Männern und Frauen.

Der österreichische Verfassungsgerichtshof hat bereits entschieden, dass das unterschiedliche Pensionsalter von Frauen und Männern verfassungswidrig ist. Der Nationalrat hat diese Entscheidung einfach ignoriert. Die Nationalratsparteien tun das, was bei Wählern gut ankommt, und die meisten Wähler sind weiblich. Der VfGH ist kein Wähler.

Beamte liegen allen anderen in der Tasche

Fast das ganze Defizit bei den Pensionen geht für die Beamtenpensionen drauf. Beamtenpensionen machen im Schnitt ein Vielfaches der Angestelltenpensionen aus, da Beamte im Schnitt mehr verdienen (danach richtet sich später die Pension) und zudem von der "Höchstbemessungsgrundlage" ausgenommen sind.

Schneeballsysteme

Mit diesem etwas unglücklich gewählten Begriff bezeichnet man Systeme, bei denen jeder Teilnehmer mehrere Gefolgsleute zu finden hat. Das klassische Beispiel sind Kettenbriefe.

Mit diesem Kettenbrief möchten wir ins Guinness Buch der Rekorde kommen. Bitte hilf mit, indem du ihn an 10 andere weiterleitest. Andernfalls bist du verflucht und verhext bis in alle Ewigkeit. Du wirst impotent, und eine riesige Warze soll aus deiner Nase wachsen.

Kettenbrief

Die Zahl der Leute, die mitmachen müssen, steigt potenziell. Daher der Vergleich mit dem rollenden Schneeball, der zur Lawine wird. Wie lässt sich die Lawine stoppen? Na ganz einfach, es braucht nur jeder, der einen Brief bekommt, diesen nicht weiterleiten. Die Therapie eines Schneeballsystems ist der Abbruch. Der Abbruch fällt hier sehr leicht, weil jene, die ihn durchführen, nämlich die Letzten, keinen Nachteil davontragen. Ganz im Gegenteil: Sie sind die einzigen im System, denen keine Kosten anfallen.

Schwieriger ist die Sache, wenn etwas in die andere Richtung fließt.

Mit diesem Kettenbrief möchten wir ins Guinness Buch der Rekorde kommen. Bitte hilf mit, indem du ihn an 10 andere weiterleitest. Sende bitte deinem Vor-vor-vor-vorgänger eine Ansichtskarte. Umgekehrt wirst du Ansichtskarten von deinen Nach-nach-nach-nachfolgern bekommen. Du wirst staunen, wie viele das sein werden! Das wird ein Dankeschön sein für deinen Aufwand.

Hier bekommt der erste Ansichtskarten, ohne selbst welche verschickt zu haben, und die letzten, die Ansichtskarten verschickt haben, gehen selber leer aus. Auch hier fällt der Abbruch leicht: Brief nehmen und wegschmeißen.

Am unfairsten wird das System, wenn nur etwas von rechts nach links fließt. Lassen wir in unserem Beispiel die Briefe weg und ersetzen wir die Ansichtskarten durch Geld.

Schneeballsystem mit Geld

Es liegt auf der Hand, dass der Erste Geld erhält, ohne etwas bezahlt zu haben, und die letzten bezahlen, ohne etwas zu bekommen. Das ist es, was man sich gemeinhin unter einem Schneeballsystem vorstellt: Es ist schwer zu stoppen, weil die jeweils letzten gezwungen sind, weitere Teilnehmer zu finden und ihnen den schwarzen Peter weiterzureichen. Viele denken: Na da muss man aber ganz schön blöd sein um da mitzumachen. Was aber, wenn man nicht freiwillig mitmacht, sondern dazu gezwungen wird? Vielleicht sogar von der beinharten Macht des Staates?

Vorsorgeprinzip vs. Umlageprinzip

Bei Pensionen gibt es 2 mögliche Verfahren: Das Vorsorgeprinzip und das Umlageprinzip. Beim Vorsorgeprinzip sorgt jeder für sich selbst vor, beim Umlageprinzip zahlt jeder für andere (die eingezahlten Beiträge werden sofort als Pensionen für Pensionisten umgelegt).

Vorsorgeprinzip
Vorsorgeprinzip: jeder zahlt für sich selbst ein
Umlageprinzip
Umlageprinzip: jeder zahlt für andere ein

Beim Vorsorgeprinzip kann man entweder das Geld im Safe, Sparschwein oder Sparstrumpf horten (keine Zinsen, keine steuerliche Begünstigung) oder selbst anlegen (gewisses Risiko, keine steuerliche Begünstigung) oder in eine Pensionsversicherung einzahlen (steuerliche Begünstigung, aber was ist, wenn die Versicherung das Geld verschustert und bankrott geht?). Beim Umlageprinzip ist jeder Einzahlende darauf angewiesen, dass später andere für ihn einzahlen. Das Umlageprizip ist ein Schneeballsystem.

Das staatliche Pensionssystem implementiert das Umlageprinzip. Es ist also ein Schneeballsystem. Die ersten bekamen eine Pension, ohne je etwas einbezahlt zu haben, und die letzten zahlen ein, ohne je eine Pension bekommen zu werden.

Die Pflicht, Kinder zu kriegen

Ich frage mich immer, wie die Statistiker die Lebenserwartung berechnen. Niemand weiß, wie die Verhältnisse in 80 Jahren sein werden. Selbst wenn die Verhältnisse gleich bleiben würden, könnte man aus aktuellen Sterberaten nicht auf zukünftige schließen, da die Leute, die heute alt sind, in jüngeren Jahren unter anderen Verhältnissen gelebt haben. Zudem hat sich durch Zuwanderung der Genpool verändert. Aber vielleicht haben die Statistiker ja eine Glaskugel... Wie auch immer, es ist klar, dass die Menschen heute länger leben als früher. Um das staatliche Pensionssystem zu retten, wurde oft gefordert, das Pensionsalter anzuheben; und in Österreich hat man das bereits getan. Aber damit verstärkt man noch die Ungleichbehandlung der Geschlechter. Eine andere populäre Forderung ist die nach mehr Kindern. Wenn mehr Beitragszahler gebraucht werden, müsse man sie eben zeugen... Versucht mal, diese Idee auf den Kettenbrief umzulegen. Ist die Vorstellung nicht absurd? Letztlich braucht man doch noch immer mehr und mehr, die beim Schneeballsystem mitmachen. Die Bezeichnung Schneeballsystem ist eine Metapher: Der Schneeball rollt und rollt und wird immer größer und reißt alles mit in den Abgrund. Genauso ist das mit dem Pensionssystem, wenn man immer mehr und mehr Kinder braucht. Die Bevölkerung wird wachsen und wachsen, während die Landfläche gleich bleibt. Das Land wird zersiedelt, die Umwelt zerstört, die Immobilienpreise steigen, die Lebensqualität sinkt.

Letztlich gibt es fürs Pensionssystem nur eine Lösung, und die ist die gleiche wie für alle Schneeballsysteme: möglichst baldiger, am besten sofortiger Abbruch!

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