Schon in meiner Jugend machte ich gerne Radtouren, v.a. mit meinem Vater; aber nie besonders weit. Erst mit 26 entdecke ich das Radfahren wieder und merkte bald, welchen erstaunlichen Radius ich damit habe. Ich machte bald Touren nach Hainburg, in die Wachau und - jeweils kombiniert mit einer Besteigung - zu Schneeberg, Rax und Wechsel.

1999 wurde mein Puch Clubman gestohlen und ich kaufte ein KTM Life Light, das ich immer noch habe. Wegen eines defekten Steuersatzes, den auch der Radhändler nicht reparieren konnte, hatte ich damit schon mehrere Stürze, einmal mit Rippenbruch. Aber was mich genauso störte, waren das hohe Gewicht (16 kg) und der Luftwiderstand. 2005 kaufte ich ein gebrauchtes Kuota Korsa - vollcarbon, mit Mavic Ksyrium SL, Titansattelstütze, Carbonflaschenhaltern... das Feinste vom Feinsten. Neuwert 4500 Euro, ich bekam es "fast geschenkt" um 2600. Ich habe leider kein Foto davon - ich fotografiere nicht gern mich selber, und dieses Rennrad betrachtete ich quasi als Teil von mir.

Damit konnte ich nun wirklich schnell fahren, v.a. bergauf und bei Gegenwind kein Vergleich mit dem KTM. Natürlich war auch Rückenwind kein Problem - von Leopoldsdorf nach Bruck/L. ziemlich konstant 50 km/h. :-)

Aber am schönsten waren meine Alpentouren. Man hat zwar keinen Rückenwind, aber dann auch keinen Gegenwind. Und mit einem 8kg-Rennrad merkt man bergauf die Steigung fast gar nicht. Und man hat immer wieder wunderschöne Ausblicke. Am besten macht man solche Touren wochentags, damit man unterwegs in einem Supermarkt "einkehren" kann. Gerne denke ich zurück an meine Touren um den Wechsel herum oder Gloggnitz-PreinerGscheid-Alpl-Pfaffensattel-Semmering. Die 4-spurige Semmering-Bundesstraße ist seit der Freigabe der S1 echt super zum Rennradfahren! Aber auch im den Voralpen und im Wienerwald gibt es genug bergige Tourmöglichkeiten.

Rax
nahe Preiner Gscheid, Blick zur Rax

Verkehrszeichen
Die 20% Steigung am Pfaffensattel sind bergauf kein Problem. Bergab ist es gefährlich.

Am 3.7.2005 nahm ich auf einer etwas längeren Tour schon etwas unlustig meine letzte Steigung (160 Hm) zwischen Pernitz und Hernstein. Bei der folgenden Abfahrt ließ ich einfach laufen und nahm die Serpentinen so, dass es sich immer grad noch ausging.

Passstraße
Kein Verkehr und lange Graden. Hier lässt man gern laufen.
Bei der Einfahrt in Hernstein hatte ich immer noch keine rechte Lust zu bremsen, und die unauffällige Linkskurve nahm ich nicht ernst.
Hernstein
Linkskurve
Ich schaffte sie ohne Probleme, doch meine Geschwindigkeit war immer noch recht hoch, zumal es ständig bergab ging. Mit Schrecken nahm ich die unmittelbar folgende Rechtskurve wahr - mit der hatte ich absolut nicht gerechnet.
Hernstein
Rechtskurve
Ich hätte auch diese Kurve noch gekriegt, wenn ich die Gegenfahrbahn benutzen können hätte. Doch ausgerechnet in diesem Moment kam nach der Kurve ein Auto entgegen. Ich überbremste und überschlug mich, schlug mir einen Zahn aus, der sich durch die Lippe bohrte, und blutete an vielen Stellen. 3 Tage lag ich im Krankenhaus.

So verlor ich etwas die Lust auf Passfahrten. Rauf geht ja, aber runter ist immer gefährlich. Selbst wenn man ständig bremst, ist es gefährlich, weil die Bremsen überhitzen.

Zudem zogen mich allmählich die anspruchsvollen Bergtouren in ihren Bann. Radfahren tat ich fast nur noch zum Kalorienabbau. Dafür sind Touren im Wiener Becken ideal. Am besten ist es, zuerst (wo man noch die Kraft hat) gegen den Wind zu fahren.

Im Sommer 2008 war die Schnellbahn auf meinem Arbeitsweg 2 Monate eingestellt. Mit der Schnellbahn hatte der Arbeitsweg 25-35 Minuten gedauert, mit der Straßenbahn dauerte er nun 45 Minuten. Also fuhr ich mit dem Fahrrad zur Arbeit - ca. 13 Minuten. Ich nahm dazu mein altes Schlachtross, das KTM. Denn das Rennrad ist wegen der Klickpedale und der vielen Schienen für die Strecke ungeeignet.

1 Monat lang funktionierte das prächtig, ich war topfit und nahm ab, obwohl ich mehr aß. Aber dann... Ich hatte immer schon das Problem, dass mir nach spätestens 100km der rechte Arm einschlief und mitsamt der Schulter weh tat. Der Arbeitsweg ist nur ca. 6km, aber durch das tägliche Fahren machte sich das Problem auch hier bemerkbar. Bald wurden die Schmerzen immer mehr und blieben den ganzen Tag. Bald wurden sie so schlimm, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Ich bin nicht wehleidig, aber eines Tages waren die Schmerzen so unerträglich, dass ich während der Heimfahrt abstieg und das Rad nach Hause schob. Nach ewigem Hin- und Her-Überweisen der Kassenärzte und nutzlosen physikalischen Behandlungen (Strom, Ultraschall) wurde mir endlich ein MRT genehmigt, das einen ausgedehnten, breiten Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule zeigt. Darum kann ich bis auf weiteres nicht radfahren.

MRT
Magnetresonanztomogramm

Über mein Bandscheibenproblem habe ich inzwischen eine separate Seite erstellt.

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum ich nicht mehr radfahre. Kurze Trainingstouren mit dem Rennrad würden mich immer noch reizen. Für die Bandscheiben ist das gut dämpfende Carbon auf jeden Fall besser. Bloß - mir wurde das Rennrad aus dem Auto gestohlen. Auf der beleuchteten Straße zwischen Zinshäusern mit hunderten Fenstern. Keiner hat was gehört oder gesehen. Mein Rad im Neuwert von ca. 4500 EUR - weg auf Nimmerwiedersehen. (Binnen eines Jahres wurde 3x in mein Auto und 1x in meine Wohnung eingebrochen. Notebook, Digicam, Geld, Kletterausrüstung, Kleidung, ... alles gestohlen.)

Ich würde mir gern wieder ein Rennrad kaufen, habe bloß kein Brauchbares gefunden. Der Eybl hatte letztes Jahr ein wunderschönes Carbon-Rennrad im Angebot - leider nicht in meiner Größe (RH 52). Wenn das so weitergeht, muss ich mich in den Kinderabteilungen umschauen.

Also derzeit kein Radfahren mehr. Seit Oktober 2008 habe ich in 3 Monaten 7 kg zugelegt. :-(

Nachtrag Juni 2010: Inzwischen ist die Bandscheiben-OP lang vorbei und ich bin mit dem alten, kaputten Rad schon wieder einige Male herumgefahren. Es macht mir genauso Spaß wie früher. Jetzt warte ich nur noch darauf, dass der Dieb Reue zeigt und mir mein Rennrad zurückgibt. Man soll ja den Glauben an das Gute im Menschen nicht verlieren - oder doch?

Nachtrag Feb 2012: Natürlich hab ich das Rad nie wiedergesehen, darum habe ich mir vor 1 Jahr ein neues gekauft. Leider komme ich wegen meiner vielen Berg- und Höhlentouren kaum mehr zum Radfahren. Und leider wurde südlich von Wien alles mit Umfahrungen zugepflastert. Aber mal sehen, vielleicht ziehe ich mal weg von Wien, und dann gibts die schönen Strecken vor der Haustür... *träum*

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