Hohe Wand - Erläuterungen zur Wegtabelle

Warum ich diese Seiten mache

Viele Bergsteiger sind Gipfelsammler: Sie möchten immer neue Berge besteigen. Wer mit dieser Einstellung zur Hohen Wand kommt, ist schnell mit ihr fertig: Über einen Wanderweg auf den Plackles und wieder runter, das ist eine Aufgabe von 2-3 Stunden. Und wer's ganz bequem haben will, fährt die Mautstraße bis zur Eicherthütte und geht die restlichen paar Minuten zu Fuß. Das ist weder eine Herausforderung noch ein Abenteuer.

Doch immer neue Gipfel zu besteigen, ist sowieso schwer möglich, weil sich die Berge auf diese Weise bald "verbrauchen" - es sei denn, man wird zum Nomaden oder begnügt sich mit immer niedrigeren Bergen. Weil mich beides nicht gereizt hat, ich aber immer Lust auf was Neues habe, erkundete ich diverse markierte Wege, die auf meinen Wanderkarten eingezeichnet waren. Auf den Anninger, auf den Hohen Lindkogel. und auch auf die Hohe Wand. Leiterlsteig, Wagnersteig, Springlessteig - sie alle waren für mich eine gewisse Herausforderung, auch wenn sie mir keine Angst einjagten. Einmal - im Frühling 2006 - fiel mir beim Abstieg über den Grafenbergweg die Tafel "Zahmes Pechlersteiglein I-" auf. Ich wusste zwar nicht, was I- bedeutet, aber diesen Steig musste ich kennenlernen, und so stieg ich ihn ab. Der untere, felsige Teil des Weges kam mir nicht gerade einfach vor, und der Abstieg hinunter zum Felstor erschien mir als gefährlicher Abgrund, so dass ich die Stelle umging. Doch die Herausforderung hatte mir gefallen, und im Internet stieß ich schließlich auf die Erklärung für das I-. Wenn ich SG I geschafft habe, was liegt dann näher, als den SG II zu versuchen? Also auf zum Wandfußsteig; die Tafel an der Abzweigung zum Springlessteig führte neben einigen Steigen mit SG III und IV auch zwei mit SG II an. Zuerst kam ich am Kanzelsteig vorbei. Der sah sehr interessant aus, doch es waren gerade 2 Leute im Steig, und denen wollte ich nicht in die Quere kommen. Also weiter zum anderen. Als ich schon dachte, ich muss ihn verpasst haben, da kam ich endlich zum Einstieg des Appelsteiges. Die ersten Meter waren richtig fein, doch er wurde allmählich immer steiler. Bei der Appelhöhle hatte ich endlich einen soliden Stand. Doch da machte ich eine schaurige Entdeckung: Ein roter Pfeil zeigte auf eine senkrechte Felswand. Ich sah nicht mal, wo die Wand hingeht. Umkehren kam mir nicht in den Sinn, weil der Aufstieg schwierig genug gewesen war. Aber die Wand war eine Nummer zu groß für mich. Mangels besserer Alternativen wagte ich schließlich einen Tritt auf die Wand, und noch einen... Aber bald ging es nicht mehr weiter. Die schmalen Felstritte konnte ich mit meinen weichen Turnschuhen nicht nutzen. Und Absteigen ging auch nicht mehr, weil ich die Tritte unter mir nicht mehr sehen konnte. Ich hing nun einige Minuten in der Wand, dann fing ich zu zittern an. Ich musste etwas wagen. Ich nahm mit der rechten Hand einen Griff und mit der linken hielt ich mich an einem Grasbüschel fest (einen Felsgriff hab ich nicht gefunden), und auf gut Glück schwang ich beide Beine nach rechts. Ich hatte Glück - das Grasbüschel hielt, und meine Beine fanden wieder Tritte. Die nächsten Meter wurden immer einfacher. Ich hatte es geschafft. Ich fühlte mich wie wiedergeboren.

Beim nächsten Mal begnügte ich mich mit einem Einser. Ich stieß am Wandfußsteig auf die Einstiege dreier Steige: sie waren gekennzeichnet als R&S (rot, I-), ZWT (grün, I) und JB (gelb, I). Ich wollte den einfachsten gehen, den R&S. Doch nach einigen Metern sah ich nicht mehr, wo die rote Markierung weitergeht. Also ging ich den ZWT-Steig. Der Hang wurde immer steiler, und bald kroch ich auf allen Vieren. Er wurde so steil, dass ich mehrmals mit Händen und Fußen auf der losen, ausgetrockneten Föhrennadelstreu abrutschte. An einigen Stellen blutend, kämpfte ich mich von Strauch zu Strauch. Endlich schaffte ich es auf den Grat, wo das Gelände wieder schön war. Ich war froh, den scheußlichen Teil überstanden zu haben. An einer hübschen Stelle aß ich zufrieden meine Jause.

Aber dann wurde der Hang wieder steiler, und schließlich fand ich wieder keine Fortsetzung der Markierung mehr. Ich stieg weiter aufwärts, kletterte in Felsen herum, sah weit und breit keine grünen Punkte und kehrte wieder bis zur letzten Markierung zurück. Da sah ich wenige Meter neben dem ZWT-Steig den rot markierten Hubertussteig(II+) vorbeiführen. II+ gab mir zu denken, aber besser ein schwieriger Steig als gar keiner. Umkehren könnte ich ja immer noch... Umkehren war letztlich nicht nötig. Der obere Hubertussteig war viel einfacher als der ZWT-Steig. Die Bewertungen waren mir unverständlich.

Über all diese Steige suchte ich Informationen im Internet, aber es gab fast keine. Manche Steige wurden mal beiläufig im Forum gipfeltreffen.at erwähnt, aber ohne genaue Beschreibung. Über den Appelsteig gab es ein paar Beiträge auf geocaching.com. Eher findet man natürlich zu den häufiger begangenen Steigen Informationen: bergsteigen.at hat 3 winzige Fotos vom Zahmen Fuchsensteig und Ähnliches von Klettersteigen. Klettersteiginfos findet man auch auf bergkraxler.at. Hilfreich fand ich die Zusammenstellung von Harald Sackmaier, ganz nett die Fotos von Lottograf. Ausgewählte Steige sind bei Peter Sonnabend hervorragend beschrieben.

Aber im Großen und Ganzen ist die Information sehr verstreut, und die meisten Fotoberichte sind in Urlaubsansichtskartenmanier entstanden (schaut her, wir waren da!), nicht etwa in der Motivation anderen damit zu helfen. So fehlen z.B. oft die Fotos der Schlüsselstellen. In vielen Berichten wird die Existenz von Schlüsselstellen überhaupt verschwiegen. Keiner möchte zugeben, dass an dieser oder jener Stelle Schwierigkeiten hatte. Aber gerade die Schwierigkeiten sind das, worauf es bei der Tourenvorbereitung am meisten ankommt - danach richten sich die Tourenwahl, die Terminplanung, die Ausrüstung. Und nicht zuletzt gehört auch die psychologische Vorbereitung dazu. Wenn man weiß, was einen erwartet, wird man auf die Schwierigkeiten gefasster reagieren.

Neben dem Internet gibt es - immer noch - die Druckmedien. Wanderkarten von der Hohen Wand sind nur für die gewöhnlichen Wanderwege und einfachen Klettersteige (bis B) zu gebrauchen, denn alle anderen Steige sind nicht eingezeichnet und hätten auf den Karten auch gar keinen Platz; außerdem kennen die Kartografen diese Steige gar nicht. Einen ganz anderen Ansatz verfolgte A. Wildenauer, der "Erschließer der Hohen Wand". Er beschrieb die Wege verbal in einem Buch. Das ist schon fast 100 Jahre her. Seither gab es Nachfolgewerke anderer Autoren (Hösch 1971, Schirmer 1991, Wisleitner 1992) nach dem selben Schema. Leider alle ausverkauft und sogar antiquarisch schwer zu kriegen. Erst in der ÖTK-Bibliothek konnte ich diese Bücher einsehen. Die Steige sind so beschrieben: Nach rechts auf ein Band, dann nach links zu einem Baum... Es ist wie in einer alten Schatzkarte. Man braucht ein detektivisches Gespür, um diesen Beschreibungen folgen zu können. Bäume gibt es auf der Hohen Wand Millionen, welcher könnte bloß gemeint sein? Vielleicht gibt es ihn gar nicht mehr. Aber diese Beschreibungen helfen wenigstens, auf schlecht markierten Wegen die Orientierung zu behalten. Wenn eine Folgemarkierung schwer zu sehen ist, ergibt sich aus den Beschreibungen, in welcher Richtung man suchen muss. Doch das größte Problem dieser Führer ist der Mangel an Fotos. Wenn in einem Führer von einer glatten, 3m hohen Wand die Rede ist, wie glatt ist sie wirklich und wie steil und v.a. wie ausgesetzt? Unter so einer Wand kann man sich erst dann was vorstellen, wenn man sie gesehen hat. Doch Fotos brauchen in Büchern wertvollen Platz. Jede zusätzliche Seite kostet Geld und erhöht das Gewicht. Farbfotos kosten zusätzlich. Auf kleinen Schwarzweißfotos hingegen kann man nicht viel erkennen.

Zwischen Fotos und verbalen Beschreibungen gibt es ein Mittelding: die Topos. Bereits in Schirmer-Führer finden sich einige, und Behm (1995 und 2007) knüpfte daran an. Topos sind ungemein hilfreich, aber schwer zu erstellen, weil man dazu die nähere Umgebung der Steige im Detail kennen, aber auch über das weitere Umfeld in richtige Proportionen bringen muss. Darum gibt es auch in den besten Führern nicht zu jedem Steig eine Topo.

Ich möchte mit meinen Webseiten das liefern, was mir selbst gefehlt hat: Eine möglichst komplette Liste der Steige, mit Beschreibungen, mit denen man etwas anfangen kann. Dabei nütze ich die Vorteile von Webseiten gegenüber Büchern, nämlich Verfügbarkeit, Fotos und die Möglichkeit, die Beschreibungen aktuell zu halten. Im Unterschied zu vielen anderen Websites sollen meine Fotos den Steigcharakter und die Schlüsselstellen zeigen.

Ich hätte diese Seiten gar nicht angefangen, wenn ich gewusst hätte, dass Behm an einem neuen Führer (Behm 2007) schrieb. Die Seiten habe ich begonnen, als ich wegen einer Verletzung nichts Besseres zu tun hatte. Jetzt, wo sie schon mal da sind, werde ich sie nach Möglichkeit vervollständigen, und ich hoffe, dass sie für den einen oder anderen Freund der Hohen Wand interessant sind.

In Zukunft werden Videoberichte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Den Flash-Hype halte ich für eine Fehlentwicklung, weil Flash ein proprietäres Format ist und gegenüber MPEG keine Vorteile bietet. Aus Platzgründen kann ich bis auf weiteres aber sowieso keine Videos anbieten. Vielleicht ist es besser so - je mehr Information ich euch gebe, desto mehr stehle ich euch gleichzeitig das Abenteuer. Ein Bisschen eine Ungewissheit sollte schon noch bleiben. Fotos bieten, wie ich meine, das richtige Mittelmaß.

Auswahl

Ich kann nicht alle Steige der Hohen Wand beschreiben, sondern muss eine Auswahl treffen. Da ich hauptsächlich die Steige beschreiben will, die ich selbst gegangen bin, lasse ich die schwierigeren Kletterrouten weg. Aber ich will die Grenze nicht bei einem bestimmten Schwierigkeitsgrad ziehen, denn die Schwierigkeitsbewertung ist subjektiv. Außerdem ist so manche einfache Route nicht mehr zu erkennen, während gut gekennzeichtnete schwierigere Routen zumindest bei der Orientierung (am Wandfußsteig) helfen. Darum soll meine Liste alle markierten Routen (ausgenommen die nur am Einstieg markierten Routen in Klettergärten) und alle Klettersteige umfassen. Jene Steige, die nicht (mehr) durchgehend markiert sind (z.B. Herthagrat), lasse ich bis auf wenige Ausnahmen ebenso weg wie die schwer zugänglichen (Tristangrottensteig, Höhlensteig).

Hinsichtlich der Reihenfolge halte ich mich an die genannten Führer, d.h. ich beginne mit dem Rastkreuzsattel bei Grünbach und gehen gegen den Uhrzeigersinn um die Hohe Wand herum.

Technisches

Jede Zeile in der Wegtabelle ist anklickbar, bei einem Klick öffnet sich ein Fenster mit der Wegbeschreibung. Den Text kann man aber auch sehen, wenn man mit der Maus über die rechte Spalte geht.

Abkürzungen

WF = Wandfußsteig
HF = Hochfläche (Plateau)
SG = Schwierigkeitsgrad

Die Abkürzungen der Schwierigkeitsgrade sind hier erklärt.

⇖ Hohe Wand - Hauptseite

⇖⇖ Home